DGfE-Tagung – Sektion Medienpädagogik

„Die Bibliothek ist nicht eine Summe von Büchern,
sondern ein lebendiger Organismus mit eigenem Leben.“

Umberto Eco (2011)[1]

Die Sektion Medienpädagogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaften (DGfE) und das interfakultäre Medienforum Innsbruck hatten zum Tagungsthema „Medien – Wissen – Bildung: Freie Bildungsmedien und Digitale Archive“ eingeladen. Meine Mitarbeiterin Eva-Christina Edinger und ich beteiligten uns dort mit dem Vortrag „Open Schweiz – eine (selbst-)kritische Einschätzung aktueller Initiativen und Projekte zum Themenfeld OER. Neue Chancen für ein gemeinschaftliches Engagement“.

Nicht nur in diesem, sondern im gesamten Verlauf der Tagung wurde deutlich, dass Open Education Resources (OER) nur dann Erfolg haben, wenn sie – wie dies Umberto Eco bereits für Bibliotheken konstatiert – lebendig und dynamisch sind.

Basierend auf meiner nunmehr über 4-jährigen Leitung der Special Interest Group Open Educational Resources (SIG OER) der Schweizer E-Learning Community (eduhub) war es mir ein besonderes Anliegen, das Themenfeld aus Schweizer Perspektive auf der Tagung  zu diskutieren.
Obschon eine Sektion eine etwaige Tagung sicherlich als fachdisziplinären Diskursort versteht, so bereicherte doch der sehr bewusst initiierte transdisziplinäre Blick. Begonnen mit den thematisch vielfältigen Beiträgen aus dem Doktorand/innen-Forum, wo ich als Expertin einen Beitrag als „Critical friend“ kommentieren konnte, über den spannenden Beitrag von Herrn Prof. Dr. Faßler bis hin zum ausdruckstark vorgetragenen und inhaltlich höchst anregenden Vortrag des Philosophen Herrn Prof. Dr. Martin Schönherr-Mann. Insgesamt ermöglichte der Lehrstuhl um Prof. Dr. Theo Hug den Tagungsteilnehmenden einen kritische Reflexions- und somit Diskussionsrahmen ihrer Praxis- und Forschungsfelder, so dass sich zahlreiche interessante Gespräche ergaben, die wir gerne in die Pädagogische Hochschule tragen, beispielsweise indem wir  Tagungsteilnehmenden als Referent/innen gewinnen

Deutlich wurde im Laufe der Tagung, dass die bereits angesprochene Dynamik und Lebendigkeit im Bezug auf digitale Lehr-/Lernräumen im Allgemeinen und OERs sowie spezifische Repositorien im Besonderen entscheidend ist: „Freie Bildungsmedien und Digitale Archive“ (um den Titel der Tagung aufzugreifen) sind nur dann erfolgreich, wenn sie lebendig sind, spricht aktiv genutzt werden. OERs zeichnen sich dadurch aus, dass sie allen offen stehen – ohne Zulassungsbeschränkung. Dieser freie Zugang ist ein zu berücksichtigender Faktor, wenn OERs aktiv genutzt werden sollen. Darüber hinaus sind Ordnungsdynamiken von zentraler Bedeutung: Was wird gespeichert in digitalen Archiven? Was wird gelöscht? Nach welchen Kriterien werden die Bestände geordnet? Wer darf ordnen und wer nicht (hier sei verwiesen auf Aspekte eines digitalen „Katalog 2.0“, dessen Potentiale wir in einer unserer aktuellen Publikationen aufzeigen).

Die Auseinandersetzung mit Hard- und Softwaregiganten und ihren möglichen Folgen sowie der immer wiederehrende Blick auf die Bezüge von medienpädagogischen Themen und der permanenten Technologieentwicklung wird in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen. Und somit wird es weiterhin zwingend notwendig sein, die Diskussionen um die Begriffe der Medienkompetenz und Medienbildung weiterzuführen und den Blick auf die (praktische) Medienarbeit in den verschiedenen Feldern stetig zu (über-)prüfen. Drängen derzeit einzelne Tools, Apps oder Social Media Anwendungen in den Fokus, so werden zukünftig medienpolitische Themen, die sozioökonomische Auswirkungen nach sich ziehen, vermehrt im medienpädagogischen Diskurs Einzug halten; hierbei ist meiner Einschätzung nach die Etablierung eines kritisch-reflexiven Medienkompetenzbegriffes wichtig, der klare interdisziplinären Schnittstellen aufweist.

Abschliessend sei den Organisator/innen vor Ort gedankt und hinzugefügt, dass die Vortragsabstracts einen Einblick in die verschiedenen Tagungsbeiträge ermöglichen und Ende Jahr ein Tagungsband folgen wird.


[1] Eco, Umberto (2011) Die Kunst des Bücherliebens. München: Deutscher Taschenbuch Verlag. S. 44.

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